Dieselgate oder was wir aus der VW Affäre lernen können und müssen...

Die Abgasaffäre von VW überrascht – ja schockiert. Offensichtlicher Betrug von Kunden, Geschäftspartnern, Behörden und der Öffentlichkeit. German Engineering im Pakt mit dem Teufel Dreistigkeit zum Schaden von Mitarbeitern, Händlern, Kunden, Anlegern... oder mit anderen Worten: zum Schaden der Allgemeinheit, der Umwelt und dem Standort Deutschland. Und das einzig und allein zum eigenen Vorteil.

Fassungslos fragt man sich: „Wie konnte so etwas passieren?“, „Wer hat davon gewusst?“, „Wie kann man nur so blöd sein?“

VW hat als Weltkonzern selbstverständlich eine Compliance, eine Corporate Governance, eine interne Revision und auch ein Ombudsmann-System, das anonymen Hinweisen auf Verstöße nachgeht. Und trotzdem konnte oder wollte der Betrug, der scheinbar intern bereits seit 2011 bekannt war, nicht verhindert werden.

In das Horn über die Auswirkungen dieses Skandals werden wir nicht blasen. Was uns viel mehr interessiert ist, welche Schlüsse wir aus „Dieselgate“ ziehen müssen. Und wie solche und ähnliche Entwicklungen in unseren eigenen Unternehmen vermieden werden können?

Strenge Regeln und Vorschriften auf dem Papier allein nützen wenig. Mehr Bürokratie führt in der Regel zu noch mehr Kreativität in deren Auslegung. Die Bankenbranche ist ein treffendes Beispiel hierfür.

Was dann? Es braucht eine Präsenz von gelebten Werten und Normen im Arbeitsalltag. Oder mit Joachim Gauck zu sprechen: „...Innere Einheit entsteht, wo wir sie wirklich wollen und uns dann ganz bewusst darum bemühen....“

Die selbstgesteckten und im Leitbild oder in der Unternehmensphilosophie verankerten Werte und Prinzipien müssen im tagtäglichen Umgang Relevanz und Offensichtlichkeit bekommen. Das Top-Management muss für sie ebenso brennen wie für wirtschaftliche Ziele. Sie müssen ebenso eingefordert, wie Verstöße dagegen konsequent geahndet werden. Nur so entsteht ein Gefühl für Fairness, Identifikation mit den Werten und Respekt für diese bei allen Mitarbeitern.

Hierfür braucht es vor allem Vorbildverhalten, eine offene und vorurteilsfreie Gesprächskultur, einen konstruktiven Umgang mit Fehlern und ein hohes Bewusstsein für den gemeinsamen Belang. Ein Betrug à la VW ist irgendwann einmal von irgendwem ausbaldowert worden und hat dann unbemerkt oder klammheimlich ignoriert oder vorsätzlich seinen Weg durch die Hierarchien genommen – hin zu einer Größenordnung von 11 Millionen Fahrzeugen! Denunziatorische und anonymisierte – vom Gesetzgeber z.T. eingeforderte - Kontrollmechanismen wie z. B. Whistleblowing werden solche Entwicklungen kaum verhindern können. Im Gegenteil – unserer Meinung nach befördern sie eher Misstrauen, Neidkultur und Geheimniskrämerei.

Einzig und alleine eine Atmosphäre des Vertrauens, in der offenes und ehrliches Feedback zum tagtäglichen Umgang gehört, und ein authentisches und ehrliches Vorbildverhalten wird alle Mitarbeiter in einer Organisation ermutigen, auch Missstände aufzudecken und daher Fehlentwicklungen, die zu Krisen und Skandalen führen, im Keim zu ersticken.

  • Nehmen Sie sich Zeit für Entwicklungs-, Coaching- und Kritikgespräche!
  • Schieben Sie Konfliktbewältigung nicht auf die lange Bank!
  • Zeigen Sie allen Mitarbeitern, dass Sie persönlich für Ihre Werte einstehen, sie einfordern und wo nötig auch zum Wohle des Ganzen verteidigen!
  • Lösen Sie Krisen und Konflikte persönlich, direkt und Face-to-Face im Gespräch!
  • Brennen Sie für Vertrauen und Ehrlichkeit ebenso wie für die Erreichung von Geschäfts- und Umsatzzielen!
  • Investieren Sie daher ab sofort in eine lebendige Business Culture!

Und denken Sie immer an das Große Ganze – den Belang, der über dem eigenen, über dem des Unternehmens stehen sollte.