Obamas Wahl, Deutschland und Kultur

Die Würfel sind gefallen, Amerika hat sich entschieden. Obama hat gesiegt. Bei vielen Menschen in Deutschland ist ein deutliches Aufatmen zu hören. Doch warum wird in Deutschland bei der Präsidentenwahl so mitgefiebert? Welche Auswirkungen haben die Wahlen auf uns, unsere Kultur oder gar auf die Atmosphäre oder den Führungsstil in deutschen Unternehmen? 

Morgens um 8 Uhr an der Supermarkttheke, beim Bäcker, an der Tankstelle war es letzte Woche das große Thema: Der Ausgang der Präsidentenwahlen in den USA. Tage zuvor war es ein heißes Kopf an Kopf Rennen, die Gemüter auch hier in Deutschland in Aufregung. Wie kommt es, dass über die Wahl des amerikanischen Präsidenten in Deutschland so mitgefiebert wurde und sie auch noch länger für Gesprächsstoff sorgen wird? Neugier? Sensationslust? Oder hat diese Wahl tatsächliche Auswirkungen auf unser Leben hier in Deutschland?

Führungsmerkmal Vorbildfunktion

Natürlich ist es einerseits der immensen Berichterstattung über die Wahl in Amerika zu verdanken, dass viele Deutsche sich ein Bild zur amerikanischen Präsidentenwahl machen. Und natürlich ist bekannt, dass die USA zu den wichtigsten Ländern gehören. Doch das alleine reicht für eine Erklärung nicht aus. Warum ausgerechnet Amerika und wieso nicht Russland, China, oder – noch näher – Polen, Holland, Belgien, Dänemark etc.? Die Antwort liegt auf der Hand: Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika spielt eine herausragende Rolle, wenn es um die Kultur eines halben Kontinentes und damit um den Einfluss auf die ganze Welt geht. Der Präsident der USA und dessen Partei stehen nicht nur für politische Themen sondern auch für das Verhalten, das Amerika in Zukunft bestimmen und an den Tag legen wird. Das wiederum hat Einfluss auf das Verhalten anderer Staatsoberhäupter dieser Welt. Auch Angela Merkel kann sich der politischen Richtung und Vorgaben sowie dem Einfluss nicht entziehen. Bewusst oder unbewusst registrieren die Menschen dieses System, es betrifft jeden in Deutschland – und ist der Grund für die Anteilnahme.

Amerikas Präsident bestimmt zu einem Teil, wie Staatschefs miteinander umgehen; dies wiederum bestimmt, wie die Staatschefs mit Ihren Bürgern umgehen und welche grundsätzlichen Ziele ein Staat verfolgt. Genau diese Art und Weise ist die Basis der gelebten Kultur, die von Menschen übernommen wird. Weil sich Menschen dann untereinander ebenso verhalten, wie sie es wahrnehmen, da sie sich gerne an Vorbildern orientieren. Sie begleiten seit Jahren erfolgreich Unternehmen bei der Entwicklung, Änderung und Umsetzung von Unternehmenskultur.

Worst Case Scenario – moralischer Egoismus

Wäre der neue Präsident ein konservativer, kapitalorientierter Amerikaner, der die Überzeugung vertritt, dass alle Menschen für sich selbst verantwortlich sind und der Staat möglichst wenig helfen soll, so würde diese Einstellung über die Welt getragen und würde auch von der deutschen Regierung übernommen werden. Dieses Verhalten wird dann auch in Unternehmen getragen. Welche Auswirkungen hätte dies auf die Zusammenarbeit in den Unternehmen? Überspitzt gesagt: Kurzfristige Erträge vor nachhaltigem Wirtschaften. Zahlen werden wichtiger als der Mensch, der für die Zahlen arbeitet. Nur der Stärkere überlebt. Die Schwachen würden aussortiert und lebten dann vielleicht von der Hand in den Mund – es kümmert sich ja keiner. Oder anders: es kümmert sich jeder nur noch um sich. Man stelle sich vor, dieses Verhalten machte Schule… Gesetze würden verändert, die soziale Marktwirtschaft würde in ihren Grundfesten erbeben.

Miteinander und füreinander

In der Tat galt der Ausgang dieser Wahl wieder als Weichenstellung für Kultur hier in Deutschland und auch für die Unternehmenskultur und den Führungsstil der Chefetagen. Viele atmen jetzt auf, da Obama für vier weitere Jahre zum Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde und hoffen, dass er großen Einfluss auf die Kultur des Miteinanders in unserem Land, großen Einfluss auf die Kulturen in deutschen Unternehmen und auf Führungsspitze und Management haben werde. Denn es geht darum, den Menschen in den Mittelpunkt zu setzen und es geht um eine Kultur, die Ängste und die Belange der Menschen ernst nimmt.